Die Bewohnerinnen und Bewohner des Appenzeller Hinter- und Mittellandes feiern die Jahreswende jeweils gleich zwei Mal; nach dem gregorianischen Kalender am 31. Dezember und nach dem julianischen Kalender am 13. Januar.

© Werner Mäder, Uetikon

An diesen beiden Tagen sind jeweils die Schuppel genannten Gruppen von Silvesterchläusen schon lang vor dem Morgengrauen unterwegs von Hof zu Hof.

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Der doppelte Silvester hat seinen Ursprung in der Kalenderreform des 16. Jahrhunderts. Damals weigerten sich die protestantischen Ausserrhoder, den vom Papst verordneten gregorianischen Kalender anzuerkennen. Im Alltag hat sich dieser Streit natürlich längst gelegt, aber in der Tradition des Silvesterchlausens lebt er weiter.

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Unterwegs sind an diesen Tagen jeweils drei Arten von Chläusen: «schöne Chläus», «wüeschti Chläus» und «schö-wüeschti Chläus» (auch «Naturchläus» genannt). Die Schönen tragen kunstvoll verzierte Kopfbedeckungen mit Szenen aus dem bäuerlichen Leben, die in liebevoller Handarbeit in hunderten von Freizeitstunden angefertigt werden. Die Wüsten und Naturchläuse bestechen durch kunstvolle, wild geschmückte Hüte, Hauben und Masken.

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Ein Schuppel besteht jeweils aus sechs Personen. Bei den Schönen tragen jeweils zwei davon Frauenkleidung. Diese nennt man Rollewiiber oder Rolli.

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An den Kostümen befestigt sind mehrere Schellen («Rollen» genannt), mit denen sie jeweils bei ihren Vorführungen bei den Bauernhöfen einen wilden Rhythmus erzeugen. Silvesterkläuse mit einer oder zwei Schellen auf Brust und Rücken heissen Mannevölcher, Schelli oder Schellenchlaus.

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Die Schuppel sind jeweils ab ca. 5.00 Uhr morgens unterwegs. Sie ziehen von Hof zu Hof, oft im tiefen Schnee und bei völliger Dunkelheit. Mit ihren Schellen rufen sie die Bewohner aus ihren Häusern und wünschen dann mit einem fast mystischen «Zäuerli» – einer für die Region typischen Jodel – allen «es guets Neus». Am Abend sind sie bis Mitternacht in den Wirtschaften unterwegs.

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Ein Besuch dieser zwei ganz ausserordentlichen Anlässe lohnt sich in jedem Fall. Über die Details informiert die offizielle Website der Tourismusorganisation Appenzellerland.