Direkte Investitionen in Immobilien hätten sich in den letzten Jahrzehnten auch in schweren Krisen als Fels in der Brandung erwiesen. Er sehe aktuell keinen Grund, dass dies in der aktuellen Krise anders sein sollte, sagte Prof. Dr. Donato Scognamiglio. CEO der IAZI AG, anlässlich der Medienkonferenz zu den Quartalszahlen 2020. Hohe Renditen, wie z.B. auf dem Aktenmarkt im letzten Jahr könnten in schweren Zeiten rasch einbrechen: 40 Prozent plus im letzten Jahr seien zwar beeindruckend, aber schon in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres sei davon bereits die Hälfte wieder weggeschmolzen. Im Gegensatz dazu hätten sich direkte Investitionen in Immobilien (in der Grafik hellblau) seit 1987 kontinuierlich nach oben bewegt. Deutlich sichtbar sind auch die stark negativen Auswirkungen der aktuellen Krise auf die Schweizer Aktien (dunkelblaue Kurve):

Quelle: IAZI, SIX

Gute Zahlen für 2019 und verhaltener Optimismus für 2020

Zwar habe das Jahr 2019 einen positiver Trend gezeigt, doch der Optimismus bleibe angesichts der weltweiten Corona-Entwicklungen natürlich verhalten. Die Kennzahlen aus dem per Ende 2019 aktualisierten IAZI Swiss Property Benchmark
weisen auf eine Trendwende hin. Die Leerstände hätten sich bei allen Kategorien von Renditeliegenschaften reduziert. Zurückzuführen sei dies auf eine leicht sinkende Sollmiete, schreibt IAZI in ihrer Medienmitteilung. Dennoch habe der Netto-Cashflow leicht zugelegt, was sich vor allem durch das Aufschieben von Investitionskosten erklären lasse.
So optimistisch der Rückblick für das vergangene Jahr ausfalle, so ungewiss bleiben die Prognosen für 2020. Für eine Situation, die an die Spanische Grippe im Jahr 1918 erinnere, existierten derzeit noch zu wenig Prognosen oder Szenarien, um die wirtschaftlichen und medizinischen Folgen annähernd abmessen zu können, heisst es weiter.

Hohe Aufwertungen von Immobilien, tiefes Risikobewusstsein seitens der Investoren

IAZI schreibt in der Medienmitteilung: «Für Schweizer Immobiliendirektanlagen ist die Performance per Ende 2019 sehr positiv ausgefallen. Die Performance ist die Summe der Wertveränderung plus Netto-Cashflow-Rendite in Prozent zum Marktwert der Liegenschaften. Sie beträgt per Ende 2019 6.2%. Im Vorjahr (2018) betrug sie 5.3%. Bei allen Liegenschaftskategorien ist der Performancezuwachs etwa gleich ausgefallen. Bei Wohnliegenschaften beträgt die Performance 7.1% (Vorjahr: 6.0%), bei gemischt genutzten Liegenschaften beträgt sie hingegen 6.2% (Vorjahr: 5.4%) und bei Geschäftsliegenschaften 5.2% (Vorjahr: 4.2%).»
Dieses Wachstum der Performance begründe sich durch eine starke Aufwertung der Immobilien. Die gesamte Wertentwicklung betrage per Ende 2019 3.0% (Vorjahr: 2.0%). Bei Wohnliegenschaften habe sich die Wertentwicklung am stärksten verändert mit +3.9% (Vorjahr: 2.8%); bei gemischt genutzten Liegenschaften betrage der Wert 3% (Vorjahr: 2.1%) und bei Geschäftsliegenschaften 1.9% (Vorjahr: 1.0%).
Wertentwicklung Liegenschaften Total 2019

Quelle: IAZI

Die NCF-Rendite stagniere mit 3.2%. Die NCF-Rendite errechnet sich gemäss IAZI sich aus der Division des Netto Cashflows durch den Endwert der Immobilie des Vorjahres. «Die sehr optimistische Bewertungspolitik zeugt davon, dass die möglichen Risiken im Immobilienmarkt nicht Eingang in die Bewertungen gefunden haben», sagt Donato Scognamiglio, CEO von IAZI.

Ungewisse Zukunft durch weltweiten Lockdown

So erfreulich sich die Entwicklungen bis Ende Jahr auch präsentieren, die gegenwärtigen globalen Entwicklungen lassen grosse Zweifel aufkommen, ob diese Erfolgsstory nachhaltig sein wird. Ein monatelanger Lockdown dürfte die Geschäftswelt erheblich schwächen. Vor allem kleinere Betriebe im Detailhandel werden erheblich darunter leiden. Wer sich kein Finanzpolster zugelegt hat, sieht schweren Zeiten entgegen.
Im Szenario einer weltweiten Wirtschaftskrise wären die Immobilienmärkte auch tangiert. Höhere Arbeitslosigkeit und Betriebsschliessungen würden sich in erster Linie auf den Geschäfts- und Büromarkt niederschlagen. Eine Senkung des Lohnniveaus und eine Zunahme der Arbeitslosigkeit könnten sich auf die Entwicklung der Wohnungsmieten und Preise für privates Wohneigentum negativ auswirken. Bei einer kürzeren Krise und einem Abklingen der Corona-Welle im Mai wären Gegenbewegungen zu erwarten, z.B. in Form von nachgeholten Investitionen und einem steigenden Konsum. Ein solches Szenario liesse dann auch ein rasches Erholen der Konjunktur erhoffen.