Raiffeisen Schweiz sieht vorläufig noch keine sinkenden Preis im Markt für selbstgenutztes Wohneigentum, erwartet aber Preiskorrekturen für 2024. Die seien nur aufgeschoben, keineswegs aufgehoben, schreibt die Bank in ihrer Medienmitteilung.

Am Eigenheimmarkt lasse eine Beruhigung der Preisdynamik weiter auf sich warten – trotz merklich rückläufiger Nachfrage und spürbar flüssigerem Angebot. Zuletzt seien die Preise für Wohneigentum auf Jahresbasis immer noch um über fünf Prozent angestiegen. Gemäss Lehrbuch müsste die Zinswende eigentlich Druck auf das Preisniveau ausüben. Davon sei allerdings noch nicht viel zu spüren. Zwar gewännen Käuferinnen und Käufer allmählich mehr Verhandlungsmacht, doch fänden Verkäuferinnen und Verkäufer zumeist noch Abnehmer und hätten daher ihre Preisvorstellungen noch kaum angepasst.

Weiter heisst es im Communiqué: „Die sinkende Zahl an Transaktionen deutet allerdings darauf hin, dass divergierende Preisvorstellungen häufiger werden. Zudem ist an Vorlaufindikatoren wie der Insertionsdauer oder der Zahl von Suchabonnements nun ablesbar, dass der über 20-jährige Boom der Wohneigentumspreise bald zu Ende geht. «Wir erwarten, dass die Preise für Wohneigentum spätestens ab 2024 eine gewisse Korrektur erfahren werden. Die Angebotspreise für Wohneigentum haben nämlich bereits reagiert und bewegen sich nur noch seitwärts. Die erwarteten Preisrückgänge sollten aber überschaubar ausfallen. Dafür wird das äusserst knappe Angebot sorgen», sagt Fredy Hasenmaile, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz.

Mietzinse dürften weiter steigen

Nach der erstmaligen Erhöhung des hypothekarischen Referenzzinssatzes per 1. Juni 2023 steht gemäss Raiffeisen Schweiz der nächste Anstieg der Mietzinse schon vor der Tür. Im Dezember dürfte der Referenzzinssatz auf 1,75 Prozent steigen, womit einer Mehrheit der Schweizer Mieterinnen und Mieter eine weitere Mietzinserhöhung per 1. April 2024 droht. Sogar eine dritte Erhöhung bis Ende 2024 ist bereits absehbar. Da Vermietende mit der Erhöhung des Referenzzinssatzes häufig auch die aufgelaufene Teuerung geltend machen, steigen die Mieten der Betroffenen stärker als die pro Referenzzinssatzschritt vorgesehenen drei Prozent. Die offiziell gemessene Mietpreisteuerung dürfte nächstes Jahr daher zwischenzeitlich auf acht Prozent klettern. «Vermietende können diese höheren Mieten mehrheitlich problemlos durchsetzen, weil der Mietwohnungsmarkt aufgrund der hohen Zuwanderung, der viel zu geringen Wohnbautätigkeit und der zuletzt regen Gründung neuer Haushalte zunehmend austrocknet», sagt Hasenmaile.

Wordcloud: Gemeinden mit höchsten mittleren Angebotsmieten pro m². Je höher die Mieten, desto grösser ist der Gemeindenamedargestellt. Nur Gemeinden mit mehr als 10 Inseraten seit Anfang 2022 berücksichtigt. Quelle: Meta-Sys, Raiffeisen Economic Research

Wordcloud: Gemeinden mit höchsten mittleren Angebotsmieten pro m². Je höher die Mieten, desto grösser ist der Gemeindename dargestellt. Nur Gemeinden mit mehr als 10 Inseraten seit Anfang 2022 berücksichtigt. Quelle: Meta-Sys, Raiffeisen Economic Research

Mietenden können nicht einfach in eine günstigere Wohnung umziehen, zumal neben den Bestandsmieten auch die Marktmieten bereits kräftig anziehen. «Nur die Wiederherstellung eines Gleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage kann dem Mietpreisanstieg in der Breite Einhalt gebieten. Dazu braucht es mehr Anreize für alle Bauträger und insbesondere die Politik müsste an einigen Stellschrauben drehen, um dieses Ziel zu erreichen», erklärt Fredy Hasenmaile und ergänzt: «Nur wenn Institutionelle, Private, Genossenschaften und alle übrigen Bauträger rasch mehr Wohnungen aufgleisen, können die schlimmsten Folgen der sich anbahnenden Wohnungsknappheit noch vermieden werden».

Mehr Informationen zum Schweizer Immobilienmarkt im dritten Quartal gibt es in der Raiffeisen-Publikation „Immobilien Schweiz – 3Q 2023, das Sie hier als PDF herunterladen können.