Science-Fiction wird Realität: Mehr und mehr hält die Robotik Einzug in unser Leben. Die Beispiele dafür reichen von Transportdrohnen oder Pflege-Robotern bis hin zu Internet-Bots. »Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine« war 2017 ein Grosserfolgt für das Vitra Design Museum. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien und dem Design Museum Gent. Sie  und kehrt nach ihrer weltweiten Tournee noch einmal zurück nach Weil am Rhein. Dafür wird sie um wichtige Entwicklungen in Robotik und Digitalisierung der letzten Jahre ergänzt, denn der Robotik-Boom ist ungebrochen. Die Ausstellung dauert vom 24. September 2022 bis am 5. März 2023.

Mehr als 200 Exponate verdeutlichen die Präsenz der Robotik in unserem Alltag

Yves Gellie, »Human Version 2.07 Nexi«, 2009 © Yves Gellie, Galerie du jour agnès b, Galerie Baudoin Lebon

Yves Gellie, »Human Version 2.07 Nexi«, 2009 © Yves Gellie, Galerie du jour agnès b, Galerie Baudoin Lebon

Die Ausstellung umfasst mehr als 200 Exponate aus der Industrie und dem Wohnbereich, aber auch Computerspiele, Medieninstallationen sowie Beispiele aus Film und Literatur wie den legendären R2-D2-Roboter aus Star Wars im Original. Sie alle verdeutlichen wie sehr unser aller Leben schon heute bis in den intimsten Bereich hinein von Robotern durchdrungen ist. Zugleich haben gerade die letzten Jahre gezeigt, wie stark auch politische Felder – etwa Wahlen oder Debatten über Diversität oder Klimawandel – heute durch Algorithmen und künstliche Intelligenz gesteuert werden können und welche Risiken sich daraus ergeben. Deshalb greift die Ausstellung auch die ethischen, sozialen und politischen Fragen auf, die mit dem wachsenden Einfluss der Robotik verbunden sind.

Roboter sind längst Teil unseres banalen Alltags

Vincent Fournier, »Reem B #5 [Pal], Barcelona, Spain«, aus: »The Man Machine«, 2010 © Vincent Fournier

Vincent Fournier, »Reem B #5 [Pal], Barcelona, Spain«, aus: »The Man Machine«, 2010; © Vincent Fournier

Die Roboter sind da. Was wie Science Fiction klingt oder wie eine Verschwörungstheorie, ist längst banaler Alltag. Autos, Waschmaschinen, Geldautomaten, Drohnen, der selbstfahrende Zug zwischen Flughafen-Terminals, der digitale Assistent, der sich um Kundenanliegen kümmert – das alles und vieles mehr wird heute zumindest teilweise durch Robotik gesteuert. Denn die Definition eines Roboters ist einfacher als man denkt: es braucht ein Gerät, das Daten sammelt; Software, die diese Daten interpretiert; und schließlich ein Gerät, das eine Reaktion darauf generiert. Das kann ein Lichtpunkt auf dem Bildschirm sein, aber auch Wärme, Sound oder Bewegung.

Höweler + Yoon Architecture und Squared Design Lab, »EcoPods«, 2009 Architekturmodell © Höweler + Yoon Architecture und Squared Design Lab

Höweler + Yoon Architecture und Squared Design Lab, »EcoPods«, 2009, Architekturmodell, © Höweler + Yoon Architecture und Squared Design Lab

Selbstlernende Algorithmen – sogenannte Bots – sind damit ebenso Roboter wie kommunizierende Alltagsgegenstände, die oft als Internet der Dinge bezeichnet werden. Als Roboter gilt also vereinfacht alles, was »smart« ist. Und das betrifft längst nicht mehr nur einzelne Objekte, sondern letztlich unsere gesamte Umwelt, die täglich noch selbstlernender und autonomer wird. An der Schnittstelle zwischen dem Menschen und dieser robotischen Umwelt steht Design. Über die bloße Gestaltung von Form und Funktion geht das weit hinaus. Die Ausstellung »Hello, Robot.« zeigt, wie Design die Interaktion und Beziehung zwischen Mensch und Maschine, aber auch von Mensch zu Mensch prägt – im Guten wie im Schlechten. Dabei müssen wir uns viele Fragen stellen, allen voran: Wie wollen wir – als Individuum und als Gesellschaft – mit neuen Technologien umgehen?

Die Ausstellung gliedert sich in vier Teile

Brücke, Amsterdam, 2021 3D-gedruckt, Edelstahl, Länge 12 m © Anita Star / Joris Laarman Lab

Brücke, Amsterdam, 2021, 3D-gedruckt, Edelstahl, Länge 12 m, © Anita Star / Joris Laarman Lab

Im ersten Teil der Ausstellung geht es um die alte Begeisterung der Moderne für den künstlichen Menschen und darum, wie die Populärkultur unser Verständnis von Robotern geprägt hat. Hier treffen wir nicht nur auf bekannte Roboter aus Film und Literatur, etwa R2-D2, den liebenswerten Astromech-Droiden aus Star Wars, sondern auch auf den ganz realen, vierbeinigen Roboter Spot von Boston Dynamics.

Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich jenem Bereich, in dem die Robotik ihren Durchbruch erlebte: Industrie und Arbeitswelt. Während der Roboter in diesem Kontext heute immer wieder als Bedrohung für die ArbeitnehmerInnen beschrieben wird, beleuchtet »Hello, Robot.« die aktuelle Debatte um dieses Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Bandbreite der Exponate reicht hier vom klassischen Industrieroboter bis zu einer Installation der Gruppe RobotLab, bei der ein Roboter am laufenden Band Manifeste produziert und damit hinterfragt, wo die Grenzen zwischen automatisierbarer Arbeit und menschlicher Kreativität liegt.

Der dritte Teil der Ausstellung zeigt, wie uns die neue Technologie noch näherkommt – als »Freund und Helfer« im Alltag, im Haushalt, in der Pflege, als digitaler Begleiter oder gar beim Cybersex. Besonders spannend ist es dabei zu beobachten, wie sich nicht nur die Beziehung zwischen Mensch und Maschine wandelt, sondern auch die Interaktion von Mensch zu Mensch. Unter anderem zeigt die Ausstellung einen Wandteppich der französischen Künstlerin Éva Ostrowska.

Im vierten und letzten Teil geht es um die zunehmende Verschmelzung von Mensch und Robotik, etwa, wenn wir in einem »lernenden« Gebäude leben, oder uns in einer so genannten »smart city«bewegen. Technologie prägt uns, und wir prägen unsere technologische, robotische Umgebung. Für seine Videoinstallation »Google Maps Hacks« hat der Berliner Medienkünstler Simon Weckert mit einem Bollerwagen voller Smartphones auf leeren Strassen einen künstlichen Stau in Google Maps erzeugt.

Hajime Sorayama, Sony Corporation, »AIBO Entertainment Robot (ERS-110)«, 1999 Privatsammlung, Foto: Andreas Sütterlin

Hajime Sorayama, Sony Corporation, »AIBO Entertainment Robot (ERS-110)«, 1999 Privatsammlung, Foto: Andreas Sütterlin

Die Ausstellung macht deutlich, dass die Ausbreitung der Robotik seit Jahrzehnten mit Ambivalenz beobachtet wird. Damals wie heute schwankt die Debatte über künstliche Intelligenz zwischen Utopie und Dystopie, zwischen der Hoffnung auf eine bessere, technisierte Welt und der Angst vor einer Entmündigung des Menschen. In diesem Kontext stellt sich auch die Frage nach der Verantwortung des Designs neu.

Zur Ausstellung ist die Publikation »Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine« neu erschienen

Zur Ausstellung erscheint eine aktualisierte Neuauflage der Publikation »Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine«. Mit einer ausführlichen Einleitung und ergänzenden Projekten werden wichtige Entwicklungen der letzten Jahre besprochen. Daneben finden sich eine Vielzahl von Objektbeschreibungen, Essays und Interviews mit Bruce Sterling, Fiona Raby, Anthony Dunne, Gesche Joost, Carlo Ratti u.a.; 2., überarbeitete und erweiterte Neuauflage, 2022, Softcover mit Prägung, 19 x 25 cm, 336 Seiten, ca. 260 Abbildungen, ISBN 978-3-945852-49-1 (Deutsch), 49,90 €