Die 80er-Jahre waren eine Zeit des Umbruchs – in der Gesellschaft im Allgemeinen aber auch im Design. In dieser Zeit gründete eine Gruppe von italienischen Möbelgestaltern „Memphis“ und wollten damit auffallen, anecken und provozieren. Entstanden sind Hunderte von Objekten und Innendesigns „zwischen Kitsch und Eleganz“, wie die Ausstellung in der Gallery des Vitra Design Museums sinnigerweise heisst.

Martine Bedin, Lampe »Super«, 1981 © VG Bild-Kunst, Bonn 2021 © Vitra Design Museum, Foto: Andreas Sütterlin

Martine Bedin, Lampe »Super«, 1981; © VG Bild-Kunst, Bonn 2021; © Vitra Design Museum, Foto: Andreas Sütterlin

„Wohnen wie im Comic“ nennt es Hochparterre, das Magazin für Architektur, Planung und Design. „Sie haben etwas von Skulpturen oder Architekturen im Kleinformat. Zu diesen formalen Merkmalen kommen die Farbigkeit, der Mustermix sowie das alltägliche und im doppelten Wortsinn billige Material Plastiklaminat hinzu. Auch die Namen der Möbelstücke stechen durch ihre Exotik hervor.“ schreibt Susanne Koeberle im Einleitungstext des Beitrags.

Ettore Sottsass, Lampe »Ashoka«, 1981 © VG Bild-Kunst, Bonn 2021 © Vitra Design Museum, Foto: Andreas Jung

Ettore Sottsass, Lampe »Ashoka«, 1981; © VG Bild-Kunst, Bonn 2021; © Vitra Design Museum, Foto: Andreas Jung

Die Aussteller sehen es so: «Das italienische Design-Kollektiv Memphis zählt zu den aussergewöhnlichsten Erscheinungen im Design der letzten Jahrzehnte. Es entstand im Winter 1980/81, als sich um den italienischen Designer und Architekten Ettore Sottsass eine Gruppe junger Designer versammelte, die aus den Dogmen des Industriedesigns ausbrechen wollten. Bereits im September 1981 erlangte die Gruppe mit der Präsentation ihrer ersten Kollektion in der Mailänder Galerie Arc’74 internationale Aufmerksamkeit. Die Memphis-Entwürfe wirkten mit ihren schrillen Farben und Mustern wie aus einem Comic entsprungen und prägten einen völlig neuen Look, in dem sich Popkultur, Werbeästhetik und Postmoderne zu einem wilden Mix verbanden.»

Karl Lagerfelds Apartment in Monte Carlo mit Memphis-Entwürfen, 1982 © Jacques Schumacher © VG Bild-Kunst, Bonn 2021 für Entwürfe von Ettore Sottsass

Karl Lagerfelds Apartment in Monte Carlo mit Memphis-Entwürfen, 1982; © Jacques Schumacher; © VG Bild-Kunst, Bonn 2021 für Entwürfe von Ettore Sottsass

Die Ausstellung zum 40. Gründungsjahr der Gruppe gibt anhand von Exponaten wie Möbeln, Leuchten, Schalen, Zeichnungen, Skizzen und Fotografien einen Einblick in die Welt von Memphis. Unter den Ausstellungsstücken sind Werke u.a. von Ettore Sottsass, Michele De Lucchi, George Sowden, Martine Bedin, Michael Graves, Barbara Radice, Peter Shire, Nathalie Du Pasquier und Shiro Kuramata.

Gruppenfoto mit Memphis-Mitgliedern auf dem Boxring-Bett »Tawaraya« von Masanori Umeda, 1981 © Masanori Umeda © Studio Azzurro, courtesy Memphis, Milano, www.memphis-milano.com

Gruppenfoto mit Memphis-Mitgliedern auf dem Boxring-Bett »Tawaraya« von Masanori Umeda, 1981 © Masanori Umeda © Studio Azzurro, courtesy Memphis, Milano, www.memphis-milano.com

Obwohl sich Memphis bereits 6 Jahre nach ihrer Gründung wieder auflöste, sind Geschichte und Einfluss der Gruppe legendär. Vitra schreibt: «Die Ausstellung in der Vitra Design Museum Gallery ist eine Hommage an die kurze, aber umso intensivere Ära der Gruppe Memphis, deren Energie und Gestaltungswille bis heute faszinieren. Oder, wie Barbara Radice es formulierte: »Memphis zog aus, um das Image des internationalen Designs zu verändern, und es wählte den effektivsten, direktesten und verwegensten Weg.»

Die Ausstellung ist täglich von 12 bis 17 Uhr geöffnet und dauert noch bis zum 23. Januar 2022. Mehr Informationen gibt es hier.