Der japanische Lebensstil ist für Westler unwiderstehlich.

05.06.2025

Unter dem Titel «Yen for Japan» berichtete das Online-Magazin Luxury Defined von Christie’s International Real Estate kürzlich über die Faszination des japanischen Lebensstils und der Ästhetik in der Innenarchitektur für viele Menschen in der westlichen Hemisphäre.

Ausgangspunkt dieses Trends soll der Artikel eines Zeitungsjournalisten aus dem Jahr 1885 gewesen sein, der über eine neu eröffnete Ausstellung in Knightsbridge, London, berichtete: «Die ganze Szene (ist) auf den ersten Blick malerisch orientalisch und fast verwirrend in einer Art, wie sie kein Engländer … jemals zuvor in seiner Reichweite hatte.» Bei der fraglichen Ausstellung handelte es sich um das äusserst populäre Japanese Village, in dem bis zu 100 «echte Eingeborene Japans» in einem künstlichen japanischen Dorf tägliche Aufgaben und Rituale verrichteten, so Luxury Defined weiter.

Das japanische Penthouse in Berlin wurde von CARLO Design entworfen. Zarte Seide und natürliches Holz sorgen für eine beruhigende Ästhetik.
Quelle: Luxury Defined

Japan sei lange Zeit rigoros von der Aussenwelt abgeschottet gewesen und erst als es seine Grenzen für europäische und amerikanische Staatsbürger geöffnet habe, sei im Westen eine regelrechte Manie ausgebrochen. Man habe sich kaum einen viktorianischen Salon vorstellen können, der nicht mit einem japanischen Paravent oder einem lackierten Beistelltisch ausgestattet gewesen sei. Und kein Esszimmer sei vollständig gewesen ohne japanisches Porzellan, so Luxury Defined. Die Künstler der damaligen Zeit hätten sich zur Vermarktung ihrer Angebote eine besonders kreative Idee ausgedacht: Sie stellten ihre Modelle oft in Kimonos oder mit Papierschirmen dar, die Haare à la japonaise hochgesteckt.

Laut Luxury Defined «hält unsere Liebesbeziehung bis heute an. Vielleicht nicht mit dem Firlefanz der viktorianischen Hochkultur, sondern in einer stillen Schlichtheit, die gelegentlich an Strenge grenzt, aber eine üppige Sparsamkeit beschreibt und eine Ruhe und Ordnung vermittelt, die sich entwickelt hat, seit die Bauhaus-Architekten die japanischen Ideale in sich aufgenommen haben.»

Das japanische Penthouse von CARLO Design in Berlin verfügt über niedrige Sitzbereiche und grosse Fenster, die die lichtdurchlässigen Schirme japanischer Häuser nachahmen.
Quelle: Luxury Defined

Paul Butkovich, der seit 25 Jahren in Japan lebt und bei H2 Christie’s International Real Estate in der Nähe von Sapporo arbeitet, sagt im erwähnten Beitrag: «Es gibt eine Reihe von Dingen in Japan, die Westler lieben. Ein Teil des modernen Designs ist sehr einfach. Sie lieben den Machiya-Stil (traditionelle Stadthäuser) und die typisch leichten Strukturen, die wir hier haben. Die Tatsache, dass es ganz anders ist als das, was sie gewohnt sind, ist eine weitere Attraktion. Es ist sehr schwierig, das Aussehen mit dem westlichen Stil in Einklang zu bringen. Man muss ein sehr gutes Auge haben.»

Luxury Defined nennt denn auch im Folgenden mehrere Innenarchitekten oder prominente Hausbesitzer, die diesen «instinktiven Geschmack» hätten; dazu gehöre definitiv Brenda Geerlings, die durch ihre Flitterwochen in Ostasien zum japanischen Design gefunden habe. Und über den Autor Paul Theroux scrheibt das Magazin: «… entlang der Küste in Maine hat der Autor Paul Theroux sein Refugium zum Schreiben an der Küste vermarktet, das mit einer starken japanischen Ästhetik im Hinterkopf gebaut wurde. Theroux‘ erste Reiseerinnerung, The Great Railway Bazaar, erzählte von seiner Reise vom Vereinigten Königreich nach Japan und begründete seine Karriere als Reiseschriftsteller. In Ghost Train to the Eastern Star schrieb er erneut über dieses Land.»

Takero Shimazaki Architects haben diese Wohnung in London so umgebaut, dass sie die Merkmale und die Atmosphäre eines traditionellen japanischen Hauses aufweist.
Quelle: Luxury Defined

Und weiter: «Weiter westlich, in der kleinen Stadt North Barrington am Stadtrand von Chicago, haben einige Verkäufer auf dem Gelände ihres Hauses einen atemberaubenden Garten im japanischen Stil angelegt. Es gibt stürzende Mini-Wasserfälle mit kleinen Taiko-Bashi-Bögen und ein wunderschönes, rustikales Torii-Tor über dem Weg. Die üppige Bepflanzung, die vor 60 Jahren angelegt wurde, ist eine exquisite Mischung aus Bäumen und Sträuchern, die man aus jedem japanischen Druck kennt, von Seerosen bis zu stacheligen Kiefern. Durch den Garten – der einen Teil der japanischen Landschaft in Miniaturform nachahmt – führt eine komplizierte Modelleisenbahnanlage mit Lokomotiven, die sich ihren Weg bahnen.»

Dieser moderne Touch, der in westlichen Nachbildungen des japanischen Stils nicht immer zu finden ist, und die Konzentration auf klassische Elemente des historischen Designs des Landes, so der Autor des Artikels weiter, ist etwas, das Japaner leicht verwirren kann. «Im Allgemeinen werden Antiquitäten hier nicht verehrt», sagt Butkovich. «Die Japaner wollen Neues und Glänzendes, also werfen sie Dinge wie alte Shoji (die oft durchsichtigen Paravents, die Räume abtrennen) weg. In Recycling-Läden kann man fantastische alte Kimonos, die 2′000 Dollar kosten, für 5 Dollar kaufen.»

Wir empfehlen Ihnen, den vollständigen Artikel von Gela Pertusini im Online-Magazin Luxury Defined hier zu lesen.