Der höchste 3D-gedruckte Turm der Welt.
26.05.2025Vor wenigen Tagen wurde der höchste 3D-gedruckte Bau der Welt feierlich eingeweiht. Und für einmal findet eine solche innovative Première nicht etwa im Sillicon Valley oder einer hippen Grossstadt statt, sondern weit oben in den Schweizer Bergen: im kleinen Bündner Mulegns. Der «Tor Alva» genannte Turm ist 30 Meter hoch und schimmert weiss über das hübsche Bergdorf, das schon seit Jahren immer wieder mit kleinen und grossen Innovationen die Blicke der Welt auf sich gezogen hat.
Das kreative Werk zeigt, wie digitales Bauen tragende Strukturen ohne Schalung ermöglicht.
Initiiert von der Kulturstiftung Nova Fundaziun Origen in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich, soll das Bauwerk kulturelle Impulse setzen und das von Abwanderung bedrohte Dorf beleben, schreibt die ETH auf ihrer Website.
Die ETH schreibt: «Besucher:innen aus der ganzen Schweiz und dem Ausland sind gekommen, um den Weissen Turm erstmals in der Realität zu sehen. Erst am Vorabend wurde die Verhüllung per Helikopter entfernt – und gab den Blick frei auf das Bauwerk, das sich nun weiss und filigran in die Berglandschaft am Julierpass einfügt.
Mit dem Tor Alva erhält das Bergdorf, das von Abwanderung bedroht ist – nurmehr 11 Menschen leben heute in Mulegns – ein neues architektonisches Wahrzeichen und einen Pionierbau der digitalen Fabrikation. Die Kulturstiftung Nova Fundaziun Origen hat das Projekt als Bauherrin in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich realisiert. Origen will damit kulturelle Impulse setzen, um das Dorf neu zu beleben. Ab dem 23. Mai werden im Weissen Turm täglich Führungen angeboten; ab Juli dient er zudem als Veranstaltungsort für szenische Formate. Rund fünf Jahre soll der Weisse Turm in Mulegns stehen. Danach kann er demontiert und woanders wieder aufgebaut werden.»
Turm erinnert an die Emigration der Bündner Zuckerbäcker
In seiner Form erinnere das Bauwerk an eine Zuckerbäckertorte, schreibt die ETH und das sei eine Referenz an die Emigrationsgeschichte der Bündner Zuckerbäcker, die einst von hier aus in ganz Europa tätig waren.
Und weiter: «Über vier Stockwerke hinweg wachsen 32 skulpturale Säulen aus weissem Beton in die Höhe, werden dabei immer schlanker und verzweigter, bis sie sich im Kuppelraum fast baumartig auffächern.»
Die kreativen Köpfe hinter dem Bauwerk sind der Architekt Michael Hansmeyer und der ETH-Professor für digitale Bautechnologien Benjamin Dillenburger, deren Konzept von zwei Robotern umgesetzt wurden, Schicht für Schicht in einem additiven Fertigungsverfahren mit einem speziell für diesen Zweck entwickelten Beton.
Die Säulenelemente wurden während fünf Monaten auf dem ETH-Campus Hönggerberg gedruckt, dann in Savognin zusammengefügt und von dort mit Schwertransportern über die Julierstrasse nach Mulegns gebracht (mehr dazu in dieser Reportage).
Den vollständigen Artikel der ETH über dieses bahnbrechende Projekt vielen technischen Details lesen Sie hier. Und mehr über diesen Weltrekord im kleinen Bergdorf gibt es unter anderem bei Tor Alva, Michael Hansmeyer, in der NZZ, im Architektur-Onlinemagazin dezeen, bei Euronews oder bei BauNetz.