Architektur im Einklang mit der Natur.

20.11.2025

Zeitgenössische Architekten versuchen zunehmend, ihre Projekte in Partnerschaft mit der natürlichen Umwelt zu realisieren und dabei deren Schönheit widerzuspiegeln. «Menschen haben eine angeborene Neigung, ihre Interaktion mit der Natur zu romantisieren, aber im Laufe der Geschichte war diese Beziehung komplex und tendierte oft sogar zu rücksichtsloser Ausbeutung. Wir mögen zwar gerne glauben, dass wir als Spezies in der Vergangenheit einen engeren Bezug zur Natur hatten, doch in Wahrheit haben uns die Kraft der Natur und ihre scheinbar willkürliche Gewalt oft dazu gebracht, uns von ihr abzuwenden», schreibt Luxury Defined, das Online-Magazin von Christie’s International Real Estate, in einem lesenswerten Artikel, der seine Erkenntnisse mit zahlreichen Beispielen illustriert.

Doolittle House in Joshua Tree, Kalifornien, von Kendrick Bangs Kellogg. Bild: Elizabeth Daniels. Bannerbild: Baan Pridi Apartmentblock von Ano-nym Studio in Bangkok. Dof Skyground / ANOYM Studio.
Quelle: Luxury Defined

Der Artikel beschreibt eine zunehmend verbreitete Architekturphilosophie, die eine echte Harmonie mit der Natur anstrebt, anstatt ihr menschliche Strukturen aufzuzwingen. Zeitgenössische Architekten wollen Gebäude entwerfen, die sich wie Begleiter der Landschaft anfühlen – Orte, deren Charakter, Materialien und Atmosphäre von ihrer Umgebung geprägt sind. Dieser Wandel spiegelt die tiefere Überzeugung wider, dass es bei Architektur nicht nur um nutzbaren Raum geht, sondern um die Gestaltung von Beziehungen: zwischen Menschen, ihrer Umwelt und ihrem Wohlbefinden.

Das Doolittle House ist ein schönes Beispiel für organische Architektur und fügt sich harmonisch in die Wüstenlandschaft ein, indem es sich an das felsige Gelände anlehnt. Bild: Anthony Cotsifas / Art Partner Licensing / Trunk Archive.
Quelle: Luxury Defined

Um dies zu erreichen, verwenden Architekten zunehmend organische, lokal bezogene Materialien und Formen, die sich an die Landschaft anpassen. Durch grosszügige Verglasungen, Terrassen, begrünte Dächer und lebende Wände lösen sie die Grenze zwischen Innen und Auen auf und lassen Licht, Wind und Vegetation auf natürliche Weise durch das Haus strömen. Diese Räume sind so gestaltet, dass sie sich mit der Zeit weiterentwickeln und das Wachstum der Pflanzen und die Patina des Wetters mit einbeziehen, sodass die Architektur wie ein natürliches Element und nicht wie ein statisches Objekt altert.

Das von Studio mk27 entworfene Jungle House in Guarujá, Brasilien, verschmilzt mit dem umgebenden Regenwald. Bild: Studio MK27 / Fernando Guerra / Isabel Duprat
Quelle: Luxury Defined

Luxury Defined hebt auch hervor, wie dieser Ansatz die Nachhaltigkeit und die menschliche Gesundheit fördert. Durch die Nutzung natürlicher Kräfte – Sonnenlicht, Belüftung, einheimische Pflanzen – reduzieren Gebäude ihre Umweltbelastung und bieten den Bewohnern gleichzeitig ein ruhigeres, geerdeteres Alltagsleben. Gärten sind in diesem Zusammenhang keine formalen Ornamente mehr, sondern integrale, ungezähmte Ökosysteme, die in das Design eingebunden sind. Letztendlich spiegelt diese Bewegung den kulturellen Wunsch wider, sich wieder mit der Wildnis zu verbinden und auf eine Weise zu leben, die sowohl die Schönheit als auch die Weisheit der Natur würdigt.

Baumhaus Constantia in Kapstadt, Südafrika, entworfen von Malan Vorster Architecture Interior Design. Bild: Adam Letch / Malan Vorster Architecture.
Quelle: Luxury Defined

Der Artikel zeigt, wie sich die Sichtweise auf die Natur in der Architektur im Laufe der letzten Jahrhunderte verändert hat. Im späten 18. Jahrhundert bauten die Europäer ihre Häuser mit dem Rücken zum Meer, da niemand einen Ausblick wollte, der so voller Gefahren war und für viele Bewohner der Küstengemeinden den Tod bedeutete. «Die europäische Haltung – die sich auch auf die Neue Welt ausbreitete – war, dass die Natur, wenn sie schon nicht beherrscht und ausgebeutet werden konnte, zumindest kontrolliert werden sollte. Wo immer möglich, musste Land durch Landwirtschaft oder Forstwirtschaft nutzbar gemacht werden. Für die Wohlhabenden konnte die Natur immer verbessert werden. Frankreich war berühmt für seine streng formalen Gärten und exportierte seine Designs und seinen Einfluss in ganz Europa, sodass in der frühen Neuzeit jeder, der Geschmack beweisen wollte, einen vollständig symmetrischen Grundriss mit präzise geschnittenen und platzierten Pflanzen hatte», heisst es in dem Online-Magazin.

Haus «The Big Arch» im Buschveld-Naturreservat, Südafrika, vom Architekturkollektiv Frankie Pappas. Bild: Frankie Pappas.
Quelle: Luxury Defined

«Was als vage Hippie-Idee begann – dass wir der Natur so wenig Schaden wie möglich zufügen sollten – hat sich in den letzten Jahrzehnten mit dem Aufkommen des Umweltschutzes und der Angst, dass der Mensch dem Planeten irreparablen Schaden zugefügt hat, weiterentwickelt. Hartbeläge und Beton sind Holzverkleidungen und Naturstein gewichen. Die auffälligste Veränderung ist jedoch die fehlende Formalität rund um die Häuser. Anstatt eine Mauer zu errichten, die eine Grenze markiert und eine künstliche Landschaft umschliesst, arbeiten Architekten nun mit Landschaftsgestaltern zusammen, um einen nahtlosen Übergang vom Naturraum zum Gebäude selbst zu schaffen. Die Bepflanzung mag zweckmässiger sein, ahmt aber dennoch den umgebenden Wald oder die Weiden nach. Wenn Bäume gefällt werden müssen, um Platz für Bauvorhaben zu schaffen, werden neue gepflanzt.»

Der Artikel in Luxury Defined wurde von Gela Pertusini verfasst, die Immobilienredakteurin bei The Daily Telegraph war und für The Times, The Guardian und The Independent geschrieben hat. Lesen Sie den vollständigen Artikel hier.