Werden die SNB-Leitzinsen wieder negativ?
18.09.2025Seit Amerika auf Schweizer Produkten exorbitante Zölle erhebt, scheint unser Wohlstand in Gefahr. Vor allem die Exportindustrie dürfte unter den massiven Wettbewerbsnachteilen auf dem amerikanischen Markt leiden. Selbst wenn die Qualität unserer Produkte überzeugen, können die wegen dem teuren Franken und den Zöllen von knapp 40 Prozent spürbar höheren Preisen manchen US-Kunden zu Alternativen greifen lassen.
Gegen die befürchtete Abkühlung der Schweizer Konjunktur könnte die Nationalbank etwas tun: die Zinsen weiter senken und so wieder Negativzinsen einführen.
Darüber, ob sie das in ihrer nächsten Zinsrunde in einer Woche tun wird oder nicht, wird aktuell heftig spekuliert. Gemäss dem Anlagechef Christoph Sax des VZ VermögensZentrums sprechen jedoch einige gute Gründe dagegen.
Erstens könnte eine weitere Senkung des Leitzinses die Bemühungen des Bundesrates in den Verhandlungen mit den USA um tiefere Zölle zur Verhinderung eines stärkeren Drucks auf die Medkamentenpreise erschweren. Sax schreibt: «Die Einführung von Negativzinsen durch die SNB wäre in diesem Umfeld ein falsches Signal. Negativzinsen würden von den USA womöglich als Währungsmanipulation eingestuft.»
Zweitens sie die Inflation in der stabil tief, aktuell verharre diese im August bei 0.2 Prozent. Die Frankenstärke habe zwar fallende Importpreise zur Folge. Ein breitflächiges Sinken der Konsumentenpreise sei aber nicht absehbar, schreibt das VZ.
Und drittens schliesse der SNB-Präsident Martin Schlegel Negativzinsen zwar nicht kategorisch aus, habe aber zuletzt darauf hingewiesen, dass die Hürde für eine Rückkehr des Leitzinses in den negativen Bereich höher sei als früher. Negativzinsen hätten unerwünschte Nebenwirkungen, unter anderem für die Vorsorgewerke und den Immobilienmarkt.
Daher – so das VZ-Fazit – sei es «unwahrscheinlich, dass der Handlungsdruck aus Sicht des SNB-Direktoriums hoch genug ist – insbesondere auch, weil das Zinsniveau in der Eurozone und den USA wesentlich höher ist: Das hemmt den Aufwertungsdruck auf den Franken. Am wahrscheinlichsten ist deshalb, dass die SNB den Leitzins nicht weiter senken wird. Das gilt sowohl für den Entscheid vom 25. September als auch für den übernächsten Entscheid im Dezember.»
Zu diesem Fazit kommt avobis; das Unternehmen schreibt in ihrer «Einschätzung Zinsmarkt September 25» dass die Mehrheit der der Marktteilnehmer für die SNB-Sitzung vom 25. September von einer Nullrunde im doppelten Sinn ausghen: keine weitere Zinssenkung und Beibehaltung des aktuellen Leitzinsniveaus von null Prozent. «Eine erneute Zinssenkung in den negativen Bereich ist zwar denkbar, dafür müsste sich der Schweizer Franken aber noch stärker aufwerten.» schreibt avobis.
Und weiter: «Für den Schweizer Immobilienmarkt bedeutet dies, dass die Finanzierungskonditionen vorerst attraktiv bleiben, auch wenn die Banken ihre Profitabilität über höhere Zinsmargen steuern.»
Entscheide der wichtigsten Zentralbanken
Die Europäische Zentralbank EZB hat bereits am 11. September entschieden, ihre Leitzinsen für die Eurozone wie erwartet nicht anzutasten. Der vor allem für Sparer wichtige Einlagensatz liegt weiterhin bei 2,0 Prozent. Der Einlagensatz bleibt also bei 2,0 Prozent. Noch im Frühjahr 2024 war dieser mit 4 Prozent doppelt so hoch. Am 17. September werden die US- amerikanische FED und 25. September schliesslich die SNB ihre Entscheide bezüglich der künftigen Zinspolitik verkünden. Gemäss avobis gehen in den USA «die Marktteilnehmer hingegen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von einer Zinssenkung aus. Jerome Powell hat eine solche an einem Symposium in Jackson-Hole höchstpersönlich in Aussicht gestellt. Diskutiert wird aktuell vor allem die Frage, ob die Reduktion um 0.25% oder gar um 0.5% ausfallen wird. Der Notenbankchef befindet sich derweil in einer unglücklichen Situation. Auf der einen Seite zeigen die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten deutlich auf, dass sich die US-Konjunktur abzukühlen droht. Auf der anderen Seite wirken die hohen Zölle preistreibend. Zudem verstärkt sich der Druck auf politischer Ebene – angeführt durch Präsident Trump, der eine Zinssenkung seit Monaten vehement fordert.