Charles III. baut Modellstadt in England.

08.09.2025

Charles III. König von England hat – damals noch als Prince of Wales – hat 1993 mit einem Spatenstich in Poundbury bei Dorchester eine Vision initiiiert. Mit der Gründung einer Modellstadt nach königlichem Gusto eifert er so anderen Königen nach, die wie z.B. Frankreichs Ludwig XIV., der sich mit einer kleinen Stadt in Versailles sein eigenes Denkmal geschaffen hat.

Gemäss Wikipedia war Charles massgeblich beteiligt an der Konzeption und Umsetzung des Baus von Poundbury als Modellstadt nach den Grundsätzen der nachhaltigen Entwicklung und der Gestaltungsgrundsätze, die der heutige britische König Charles III. bereits 1984 in seinem Buch «A Vision Of Britain» dargelegt habe. Die neue Siedlung stehe auf Pachtland des Herzogtums Cornwall, orientiere sich an klassizistischer und traditioneller Architektur und sei vom Luxemburgischen Städteplaner und Achitekturtheoretiker Léon Krier geplant worden.

Masterplan von Léon Krier.
Quelle: Poundbury

Beim Start des Projekts war Prinz Charles als Herzog von Cornwall Eigentümer des Geländes. Seit seiner Proklamation 2022 zum englischen König ging das Land seinen ältesten Sohn, Prince William, als neuer Herzog von Cornwall über.

Das Herz von Poundbury: Auf einst 162 Hektaren Acker- und Weideland stehen heute 2000 Wohnungen und 200 Firmen.
Quelle: Schweizer Illustrierte

Wikipedia schreibt, es gehöre zum Konzept, Sozialwohnungen und Privathäuser in einem kleinstädtischen Gefüge zu mischen, Grünflächen zu integrieren und die Ansiedlung harmonisch in die Landschaft einzufügen. Bauvolumina sowie Höhen sollten sich an «menschlichem Mass» orientieren, ohne in den Grössenwahn des modernistischen Neoklassizismus der 1930er Jahre zu verfallen. Durch schlichte, noble, massvolle und abwechslungsreiche Gestaltung solle das als deprimierend hässlich, monoton und billig empfundene Aussehen modernistischen sozialen Wohnungsbaus ebenso vermieden werden wie der Kitsch eines vor allem in den USA verbreiteten «überzuckerten» Neohistorismus oder die «spleenige Originalitätssucht» postmoderner Architektur.

Das Stadtzentrum erinnert an den Buckingham-Palast.
Quelle: Schweizer Illustrierte, Foto: Julie de Tribolet

Dem leicht skurrilen Projekt hat die Schweizer Illustrierte einen ausführlichen Artikel von René Haenig und Philippe Clot gewidmet. Die Kleinstadt mit heute rund 4700 Einwohnern illustriere Charles’ Vision vom Landleben: im altenglischen Stil, aber energetisch modern. Englands Öko-König lasse aber in Poundbury keine Sonnenkollektoren auf Hausdächern zu, da er diese hässlich finde. Die Kleinstadt sei geprägt von modernen, energiesparenden Häusern und Wohnungen, ohne Bausünden, ohne lärmenden, krank machenden Autoverkehr.

Gemäss Wikipedia sei (Stand 2022) die Nachfrage nach Immobilien gross, insbesondere von Rentnern aus London und Familien aus dem Umland, und die Ortschaft grenze bereits an den Stadtrand von Dorchester an. Bis 2026 dürfte die Einwohnerzahl in Poundbury auf etwa 6’000 Menschen anwachsen.

Wohnhäuser und Spielplatz.
Quelle: Wikipedia; Photo: Marilyn Peddle

Die ältesten Häuser seien 30 Jahre alt, schreibt die Schweizer Illustrierte und trotzdem sehe der Ort aus wie ein idyllisches Dorf aus dem 18. Jahrhundert: zwei- bis dreistöckige Häuser, die nur mit natürlichen Baustoffen aus der Region gebaut werden dürfen. Fenster und Regenrinnen aus Plastik seien tabu. Überall gebe kleine Türmchen, Säulen, dazu akkurat aufgestellte Blumenkübel ohne ein Fitzelchen Unkraut.

Restaurant und Treffpunkt im Zentrum.
Quelle: Poundbury

Im Artikel erzählt Fran Leaper, die Herausgeberin der Dorfzeitschrift «Poundbury Magzine» und seit bald 20 Jahren in dem Städtchen wohnhaft über die Anfänge der Modellstadt: «Wenn der damalige Prinz Charles etwas wollte – und er ist nicht gewohnt, dass jemand Nein sagt –, dann bekam er es auch. Jedes Gebäude hier wurde im Planungszustand von Charles geprüft. Er setzte den Rotstift an, bevor der Stadtrat die letzte Erlaubnis geben durfte. Selbst danach konnte er noch etwas ändern.»